Zwangsarbeit

Während der Hauptbauphase 1944 setzte man pro Tag etwa 12.000 Menschen ein. Es waren Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene, Kriminelle, deutsche Widerstandkämpfer und KZ-Häftlinge aus dem Konzentrationslager Neuengamme. Da es nicht möglich war, 12.000 Menschen gleichzeitig auf der Baustelle zu beschäftigen, mussten jeweils 4.000 zu 8 Std. auf Lager- und Umschlagplätzen für Baumaterial, in Firmenwerkstätten, beim Gleisbau, in Transportkolonnen und am Bunker arbeiten.

Die Vorarbeiter der einzelnen Baufirmen waren für die fachgerechte Ausführung der Arbeiten auf der Baustelle zuständig. Sie hatten jedoch mehr die Funktion von Überwachern und gaben den “Kapos“ (Kameradenpolizei) Anweisungen. Gegen Mittag wurde die Arbeit für kurze Zeit niedergelegt und die Häftlinge begaben sich zu den 2 Kantinen auf der Baustelle. Zu trinken gab es ungenießbares Wasser. Die Nahrung bestand hauptsächlich aus Kohlsuppe und selten ein Stück Brot mit etwas Margarine. Nach dem Schichtwechsel wurden die Häftlinge auf Sammelplätzen zusammengetrieben durchgezählt und je nach Lager in bewachten Gruppen oder in Loren zurückgeschickt.

KZ-Bahrsplate

Über dieses Lager ist nicht viel bekannt. Es muss wohl Anfang der 1940er Jahre an der Weser errichtet worden sein. Dort waren verschleppte Franzosen, Holländer und Belgier in Holzbaracken untergebracht. Wenn Sie zur Baustelle liefen, musste sie fröhliche Soldatenlieder singen um den Bewohnern Einheitstruppen vorzutäuschen. Das Lager war eingezäunt und von der SS bewacht worden.

Lager Tesch

Das Lager Tesch wurde schon 1938 auf dem Gebiet in Farge errichtet. Das Lager war eingezeunt und durch bewaffnete SS-Soldaten bewacht. Die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft mbH (WIFO) erteilte den Firmen Grün & Bilfinger AG und Gottlieb Tesch, ein Lager zu errichten um in der Nähe riesige unterirdische Tanks für die Luftwaffe und der Marine zu bauen. Das Lager Tesch bestand aus 15 Holzbaracken wo überwiegend Tschechen untergebracht wurden. Ab 1940 wurden dort auch Franzosen, Belgier und Holländer und später zwangspflichtige Polen untergebracht. Als ein großer Teil der Tanks fertig waren, wurden die Arbeiter zum bau des Bunkers herangezogen. Sie hatten eine 60 Std. Woche und bekamen zwar Lohn, mußten aber für Unterkunft- und Verpflegungskosten selbst aufkommen, somit blieb ihnen nur ein kleines Taschengeld. Sie durften alleine zur Baustelle gehen, doch das Lager in der Nacht nicht verlassen.

Arbeitserziehungslager-Farge

1940 errichtete man in Bremen-Farge ein Arbeitserziehungslager. Auf dem Lagergelände standen Baracken aus Holz und später teilweise auch aus Stein. Inhaftiert waren bis zum Schluss etwa 600 Mann. Das Arbeitserziehungslager diente zur Abschreckung. In der Regel handelte es sich um sogennante Arbeitsverweigerer, Arbeitsbummelanten, Regimegegner und nach dem 20.Juli 1944 auch um Kommunisten, Sozialdemokraten und sogennate jüdische Mischlinge ersten Grades. Bereits das auflesen von Kohl oder Kartoffeln während des Marsches zur Baustelle sowie andere nichtige Gründe konnten für die Einweisung ausreichen. Die Haft betrug in der Regel um die 56 Tage. Die Gestapo konnte, wenn nötig die Haft um 21 Tage verlängern. Das Essen, die Verpflegung und die Arbeit waren noch härter als in den anderen Lagern in Farge. Außerdem waren die Menschen im Arbeitserziehungslager den ständigen Schikanen der Bewacher ausgesetzt. Schläge gehörten zur Tagesordnung, nicht selten mit Todesfolge. Anfang 1944 brach eine Typhusepidemie aus, wodurch die Zahl der Toten nochmals erheblich anstieg.

2.Marinebaubereitschaftsabteilung

Das Lager der 2. Marinebaubereitschaftsabteilung ist wahrscheinlich Mitte 1943 errichtet worden, und zwar südlich des Arbeitserziehungslagers. Es bestand aus mindestens 6 Kompanien mit jeweils etwa 150 Mann. Offenbar handelte es sich um ausschließlich sowjetische Kriegsgefangene. Insgesamt mögen es etwa 1000 Mann gewesen sein. Zum Lager gehörten 8 Holzbaracken. Es spricht viel dafür, dass die Gefangenen beim Bunkerbau eingesetzt waren. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen dürften denen der Ostarbeiter entsprochen haben. Nähere Einzelheiten sind nicht bekannt.

Marinegemeinschaftslager 1

Im Sommer 1943 errichtete man in Farge ein Lager für die Marinesoldaten ein. Es bestand aus 14 Baracken aus Holz wo man etwa 500 Marinesoldaten unterbrachte. Sie sollten den Bau unterstützen und vorantreiben. Es mangelte an Facharbeitern; zudem benötigte die Marineführung für die ständig wachsende Zahl der Gefangenen zusätzliches Fach- und Aufsichtspersonal. Die Soldaten wurden, je nachdem, welchen Beruf sie erlernt hatten, bestimmten Firmen zugeordnet. Die Poliere und Facharbeiter, die von der Organisation Todt- sowie von der KZ-Lagerleitung eine unterschiedliche Anzahl von Gefangenen zugeteilt bekamen, wiesen sie ein. Für die Einhaltung der Lagerordnung sorgten die "Kapos" (Zwangsarbeiter als Aufsichtsperson). Zumeist wurden solche Leute ausgewählt, von denen man erwarten konnte, dass sie auch mit Gewalt gegen ihre eigenen Leute vorgehen würden. das waren in den meisten Fällen Kriminelle. Nicht alle Marinesoldaten waren mit ihrem neuen Einsatzort zufrieden. Sie schreckten aber vor einer Verweigerung zurück.

Außenkommando des KZ-Neuengamme (KZ-Farge)

Im August 1943 entstand in Bremen-Farge eines der 72 Außenlager des KZ´s Neuengamme das in Hamburg liegt. Dort wurden bis zum Schluss etwa 1500 Mann darunter Polen, Russen, Franzosen, Juden, Zinti und Roma (Zigeuner), Obdachlose, Schwule und Verbrecher aller Art untergebracht. Sie waren die ersten Gefangenen, die in einem Treibstoffbunker aus Beton unterbracht waren. Der Rundbunker hatte ein Durchmesser von 46 m und war 6,3 m hoch. Dort gab es ein Schlafraum mit 4 geschossigen Betten, ein Raum zum waschen und ein Extraraum für den Kapo. Der Kapo war in den meisten Fällen ein Krimineller der die Verantwortung einer Arbeitsgruppe hatte. Er hatte die Aufgabe, die Zwangsarbeiter zu prügeln, wenn sie nicht richtig arbeiteten. Dafür bekam er besseres Essen und ein bequemeres Bett und er konnte sich auch regelmäßig waschen. Erfüllte der Kapo nicht die Aufgaben, wurde er von seiner Position genommen und zur Arbeitsgruppe zurück gestellt. Alle hier Lebenden Zwangsarbeiter waren für den Bau des U-Boot-Bunkers eingeteilt. nur unter Bewachung durften sie zur Baustelle gehen. Feuchtigkeit und mangelnde Belüftung machten die ohnehin menschenunwürdigen Zustände noch unerträglicher. Das Essen war völlig unzureichend und bestand aus häufig angegorener Kohl-, Kartoffel- oder Futterrübenwassersuppe und eventuell einer Scheibe Schwarzbrot mit etwas Margarine. Einer von den wenigen Überlebenden, André Migdal verstarb im Februar 2007.

Marinegemeinschaftslager 2

Das Marinegemeinschaftslager wurde Anfang 1939 bei Neuenkirchen erbaut. Hier waren die Marineverwaltung sowie die Arbeiter und Angestellten von Firmen und der Organisation Todt untergebracht. Sie sollten ein großes Tanklager für die Marine errichten. Am Anfang waren etwa 500 Mann beschäftigt. Die Erdarbeiten führten 50 Männer der Firma Heinke aus Bad Wilsnack durch. Die Beton- und Isolierarbeiten erledigten etwa 70 Männer der Firmen Carl Brand aus Bremen und Beton- & Monierbau aus Hamburg. Am 7. Mai 1940 wurden die Arbeiten auf Anordnung des Marinebauamtes stark reduziert und die Belegschaften zum Teil abgezogen. Vermutlich kommandierte man in diesem Zusammenhang auch einige der OT-Leute ab. Das Lager umfasste 23 größere und 10 kleinere Steinbaracken, wobei man die kleinen Gebäude in der Regel nicht als Unterkunft nutzte. 1940 mussten 4 Baracken an ein neu eingerichtetes "Arbeitserziehungslager", das sich hier bis zum Sommer 1943 befand, abgegeben werden. Die Tankanlage sollte zunächst aus 20 Behältern von je 10.000 m³ und 19 Behältern von je 20.000 m³ Inhalt bestehen. Maximal ließen sich darin 580.000 m³ Dieselöl unterbringen. Später war eine Erweiterung der Anlage von 86 Tanks von je 20.000 m³ Inhalt vorgesehen. Insgesamt hätte man in den Tanks von 50 m Durchmesser und einer lichten Höhe von 15 m 1.700.000 m³ Treibstoff lagern können. Die Firma Baetge schloß die Isolierung und Abdichtung der Deckel mit Teerpappe Ende März 1941 ab. Ebenso setzte man die Stahlarbeiten im Behälterbau trotz der Anordnung vom 31. Mai 1941, sie zu beenden (weil man den Tankanlagenbau als nicht mehr kriegswichtig einstufte), fort - auch während des Bunkerbaus "Valentin". Von den verschiedenen Tanks wurden bis März 1945 12 Behälter fertig gestellt, 18 ummantelt und 4 weitere Baugruben neu ausgehoben. Die Marine entschied sich, die Behälter als Ersatzteillager für elektronische Geräte und Motorenzubehör zu nutzen. Außerdem war man bestrebt, die Tarnung voranzutreiben. Mit den beginnenden Arbeiten am Bunker "Valentin" ab Mai 1943 wurde die Belegung des Marinegemeinschaftslagers II allmählich auf ca. 1.000 Mann erhöht. Sie setzten sich zusammen aus Marine-Baustäben, Marine-Materiallagerverwaltung, Bauleuten der OT und einem OT-Lazarett. Im Sommer 1943 kamen Soldaten der 36. Marine-Ersatzabteilung hinzu. Mitte Juni 1943 richtete das Planungsbüro für den Bunkerbau, die Ingenieurgemeinschaft von Professor Agatz, Mayer und Bock Büros und Wohnräume in zwei Baracken ein. Hier wurden die Bauplanung und die Arbeitsabläufe in Absprache mit dem Bauleiter Dr. Lackner festgelegt.

Ostarbeiterlager

Das Ostarbeiterlager ist zwischen dem Marinegemeinschaftslager 2 und dem OT-Heidkamp I und II Schwanewede etwa 1941 errichtet worden. Die 5 bis 6 Tausend Russischen Zwangsarbeiter sollten in den umliegenden Gebieten in der Landwirtschaft eingesetzt werden, aber seit dem Bau des U-Boot-Bunkers "Valentin" wurden sie auf der Baustelle benötigt. Das Lager bestand aus einigen Stein- und Holzbaracken. Sie bekamen zwar für ihre harte Arbeit einen Lohn, mußten ihn aber für die Verpflegung und Unterkunft selbst aufkommen. Ihnen blieb noch nicht einmal ein Taschengeld.

O. T. Heidkamp 1 & 2

Mitte 1943 eingerichtet, umfasste das OT-Lager Schwanewede insgesamt 54 Baracken, die aus Beton-Fertigteilenunterschiedlicher Größe bestanden. Bis zu 4.500 Menschen pferchte man in etwa 27 Baracken zusammen. Die restlichen verwendete man als Waschräume, Aborte, Büros, Magazine, Garagen sowie zur Wasser- und Stromversorgung. Die Zwangsarbeiter waren Holländer, Belgier, Dänen, Rumänen und Russen. Die Internierung von etwa 900 italienischen Häftlingen, vermutlich des Kriegsgefangenen-, Bau- und Arbeitsbataillons 196, im Frühjahr 1944 führte zu einer massiven Überbelegung. Ein Teil der sowjetischen Kriegsgefangenen mussten bei den Abschluss- und Erweiterungsarbeiten des Marineöllagers der Baugruppen I, III und IV mitwirken, die Mehrzahl war jedoch für den Bau des Bunkers abgeordnet. Ebenso wurden die Häftlinge des "Arbeitserziehungslagers" herangezogen. Baumaschinen kamen nicht zum Einsatz, es standen nur Schaufeln zur Verfügung. Andere Gefangene mussten in umliegenden Betrieben, wie z.B. den Ziegeleien arbeiten. Nach Abzug von Beträgen für Verpflegung, Unterkunft und Ostarbeitersteuer blieb ihnen vom ohnehin geringen Lohn nicht einmal ein Taschengeld. Insbesondere waren die Russen und Italiener unmenschlichen Behandlungsmethoden ausgesetzt, was vielleicht mit darauf zurückzuführen ist, dass die Genfer Konvention über die Behandlung von Kriegsgefangenen für sie nicht galt. Die Verpflegung war katastrophal und lief auf das Programm" Vernichten durch Arbeit" hinaus. Sie bestand in der Hauptsache aus Kohl und Steckrüben, selten gab es Brot, Fleisch oder Fett. Infolge der schweren körperlichen Arbeit magerten die Häftlinge schnell ab. Viele erkrankten und starben. Über die Zahl der Toten existieren keine genauen Angaben. Nach vorsichtigen Schätzungen sind etwa 60 Menschen umgekommen. Soldaten des Landesschützenbataillons bewachten die Zwangsarbeiter im Lager und auf dem Weg zur 6 km entfernten Baustelle, zu der man sie in alten Personenzügen brachte.