U-Boot-Montage

Nach der Inbetriebnahme der Anlage sollten die Sektionen 1, 2, 7 und 8 aus dem U-Boot-Sektionsbunker "Wespe" in Hamburg und die Sektionen 3, 4, 5, 6 aus dem U-Boot-Sektionsbunker "Hornisse" in Bremen über den Wasserweg zum U-Boot-Bunker "Valentin" transportiert werden, da immer wieder wichtige Zugverbindungen durch Bomben beschädigt wurden und der Transport auf dem Wasser viel kostengünstiger war.

Und so sollte die Herstellung des U-Boot-Typs XXI im U-Boot-Bunker "Valentin" ablaufen. Nach der Anlieferung über das Tauchbecken werden die Sektionen von einem 200 t Deckenkran auf Transportwagen gesetzt, der auf der Nördlichen Drehscheibe steht. Dann werden die Sektionen zur zweiten Drehscheibe gefahren. Die Sektionen werden von einem weiteren 200 t Kran vorerst an der Südwand absetzt, denn vor dem Beginn der Taktmontage findet auf einem noch vor gelagerten Platz der Einbau der Motoren und des Kielbalastes statt. Der leere Transportwagen macht auf der Drehscheibe eine 90 Grad Drehung und fährt weiter den Schienenstrang entlang. Sobald acht leere Transportwagen aneinander gekoppelt sind werden die Sektionen in der richtigen Reihenfolge auf die Wagen gesetzt. Jetzt beginnt die eigentliche Taktmontage.

Taktplatz 1-3

Ausrichtung der Sektionen und das verschweißen der Druckkörperstoßnähte und der Außenhautnähte. Winden mit einer Zugkraft von 30 Tonnen und einer Zuggeschwindigkeit von 10 cm/sek sorgen für den Längsantrieb der Transportwagen, die auf vier Gleisen fährt.

Taktplatz 3-4

Querfahrt des Bootes zu der nächsten Taktstraße. Um den nächsten Abschnitt der Taktstraße zu ereichen, müssen die Transportwagen auf Querverschiebebühnen gefahren werden. Dazu wurden neun Schächte in den Boden eingelassen. 4 Meter breite Verschiebebühnen sollten die Transportwagen in die nächste Taktstraße fahren. Für den Antrieb der Verschiebebühnen verwendete man ein Antriebsmotor mit einer Zuggeschwindigkeit von etwa 5 cm/sek.

Taktplatz 4-8

Restarbeiten an der Außenhaut, Schweißarbeiten im Bootsinneren, Einbau restlicher Ausrüstung und Maschinen und das Verbinden von Rohr- und Elektroleitungen. Anschließend wird der Turm auf das U-Boot gesetzt und verschweißt. Und als letztes erfolgt die Überprüfung der Tanks auf Funktionstüchtigkeit.

Taktplatz 6-7

2.Querfahrt des Bootes zur nächsten und letzten Taktstraße.

Taktplatz 9-10

Einbau von Sehrohr, Schnorchel und den Akkumulatoren. Über Taktplätzen befindet sich eine Deckenerhöhung, die über beide Taktplätze reicht, da der Kran für den Einbau von Sehrrohr und Schnorchel die Hubfreiheit nach oben benötigt.

Taktplatz 11

Restmontage an Sehrohr und Schnorchel und Einbau der Antennenanlage sowie das aufladen der Akkumulatoren. Hier befindet sich ebenfalls eine Deckenerhöhung

Taktplatz 12

Einbringung der Bootsausrüstung und Restarbeiten an den Sichtinstrumenten und der Antennenanlage. Erhalt von Treiböl für die Motorprobe und schließlich die Vorbereitungen für den Stapellauf.

Taktplatz 12-13

Abschottung der Taktplätze 12 und 13 und das anschließende fluten durch sechs Schraubenschaufelpumpen von je 1000 l/sek. Da das fertige U-Boot während der Bauphase immer schwerer wurde und von den Deckenkränen nicht mehr angehoben werden konnte, wird der Taktplatz 12 und 13 abgeschottet und anschließend geflutet. Sind die Taktplätze geflutet, löst sich das U-Boot aus den Transportswagen und schwimmt auf. Winden ziehen das über 1800 t schwere U-Boot zum Taktplatz 13. Da die Wassertiefe des Tauchbeckens jetzt statt 9 m etwa 21 m beträgt, konnten auch gleich die Motor- und Tauchtests, die Trimmlage und das Verhalten des Bootes im Wasser überprüft werden. Für diesen und letzten Vorgang beanschlagte man etwa 2 Stunden.

Taktplatz 13

Nach den zurücklassen des Stauwassers in die Weser und das öffnen der Schleusentore, übernimmt die Besatzung das Boot und kann so den Bunker verlassen.

Da das Boot aber noch nicht für den Einsatz ausgerüstet war, sollte in der Nähe des U-Boot-Bunkers "Valentin" ein Nassbunker, der "Valentin II" entstehen. Mit 14 Nass- und Trockenliegeplätzen und einem großen Sektionslager sollten dann letzte Arbeiten am U-Boot erfolgen (Anstrich, Munition, Treibstoffversorgung usw.), sowie vom Einsatz beschädigte U-Boote wieder instand gesetzt werden. Die Erdarbeiten für den "Valentin II" wurden im Frühjahr 1945 aufgenommen. Doch schon nach kurzer Zeit wurden auch hier die Bauarbeiten eingestellt. Da es nicht möglich ist, die genauen Maße des U-Boot-Bunkers "Valentin II" zu ermitteln, da Akten und Pläne nicht mehr existieren, kann von einer ähnlichen Konstruktion wie sie auch in Frankreich besteht gerechnet werden.

Trotz des Bunkerbaus wurden bis zum Ende des Krieges auf den Werften 166 dieser U-Boote vom Typ XXI hergestellt, von denen es nur noch eines gibt. Das von der Blohm & Voss Werft gebaute und am 24.02.1945 in Dienst gestellte U-Boot U-2540 (Kommandant: Schultze). Es liegt im Bremerhavener Schifffahrtsmuseum. Nach dem Krieg wurde das von den Alliierten durch Jagdbomber beschädigte und am 4. Mai 1945 selbst versenkte U-Boot U-2540 wieder gehoben und restauriert bzw. Modernisiert. U-2540 wurde dann 1958 der Bundesmarine übergeben und 1960 in "Wilhelm Bauer" umbenannt. Es ist das einzige heute noch erhaltene U-Boot des Typs XXI, das noch als einziges seiner Art vor Kriegsende auf Feindfahrt war. Obwohl die Marineführung spätestens nach dem D-Day im Juni 1944 hätte einsehen müssen, das die Fertigstellung und die geplante Produktion in dem bis zu 90 % fertig gestellten Bunker Ende 1944 keinesfalls mehr zu realisieren war, wurde dennoch an die rasche Fertigstellung gearbeitet.