Bauplanung Valentin

Durch die zunehmenden Luftangriffe der Alliierten auf Deutschland, wollte man die U-Boote, die traditionell auf Werften gebaut wurden, in riesige geschützte Bunkeranlagen fertigen lassen. Darum begann man im Frühjahr 1943 parallel zu der Entwicklung des U-Boot-Typs XXI, eine Bunkeranlage zu Planen, die für den serienmäßigen Zusammenbau neuer U-Boot-Typen ausgelegt war. Das Projekt mit dem Decknamen "Valentin" startete im Sommer 1943.

In Abstimmung mit der Organisation Todt (OT) und der Marinebaudirektion entschied man sich, die Bunkeranlage, die zuerst auf dem Gelände der Bremer Vulkan Werft in Vegesack vorgesehen war, auf ein Gebiet in Bremen-Farge zu verlegen. Gründe dafür waren die Rundlage nördlich von Bremen und die geringe Gefahr von Bombardierungen und die sich in der Nähe befindlichen Werften Deschimag AG Weser und die Bremer Vulkan Werft. Zudem gab es die 3 bis 4 km entfernt liegenden Arbeits- und Zwangsarbeiterlager sowie Firmen, die mit dem Bau von großen unterirdischen Treibstoffbunkern, der Tankbehältergruppe 1 in der Rekumer Heide und die Tankbehältergruppen 2 und 3 in der Schwaneweder Heide beschäftigt waren, auf deren Arbeiter man zum bau des Bunkers zurückgreifen konnte. Der Bunker selbst sollte aber nicht direkt an der Weser errichtet werden. Geplant war eine Bucht um an der Öffnung zum Tauchbecken die Versandung und die Verschlammung gering zu halten. Der Abstand von der Nordwestlichen Giebelwand, der Tauchebeckeneinfahrt zur Weser beträgt heute etwa 280 m.

Die Bodenverhältnisse spielten bei der Planung eine sehr große Rolle. Nach intensiven Bodenbohrungen ergab sich, dass sich unter der Geländeoberfläche auf rund 1 m über Normal eine 2 bis 4 m dicke Moor- und Kleischicht befand. Darunter folgte tragfähiger Scharfer Sand bis in 13 m Tiefe. Und darunter lag eine bis zu 40 m dicke Schicht aus Geschiebe- und fallweise auch Tonmergel (Lauenburger Ton). Immerhin musste der Boden bei der fertig gestellten Bunkerwerft ein Gesamtgewicht von rund 1,5 Mio t aushalten. Bis zum Bauanfang, schloss die Marinebaudirektion und die Organisation Todt mit etwa 50 Firmen Verträge ab. Diese Firmen schlossen sich zu Zwei Arbeitsgemeinschaften zusammen. Die "Arge Nord" mit den Hauptfirmen Wayss & Freytag, Lenz Bau und Gottlieb Tesch. Und die Firmen Hermann Möller, Rheinische Hoch & Tief AG, Dyckerhoff und Widmann, Robert Kögel und August Reiners schlossen sich zur "Arge Süd" zusammen.

Verschiedene Entwürfe des Bunkers wurden ausgearbeitet. Letztlich entschied man sich für den Entwurf auf 13 Arbeitstaktplätzen, die auf 4 Taktstraßen auf ca. 1.040 m verteilt waren. Der 426 m lange und 97 m breite Bunker sollte aus 3 Teilen bestehen. Ganz links der Versorgungsteil. Dort sollten Kleinteile gelagert und später montiert werden. In der Mitte des Bunkers, der Montagehalle sollte der Zusammenbau des U-Bootes vom Typ XXI stattfinden, dessen Sektionen zunächst über das Tauchbecken angeliefert werden sollten. Und rechts sollte eine dreigeschossige Werkstatt entstehen.

Im Erdgeschoss war geplant:

Maschineninstandsetzung, Trinkwasseranlage, Elektrokarren Ladestation, Feuerverzinkerei, Zinklager, Säurelager, Kesselanlage, Heizzentrale, Expedition, Sanitäter, Schiffbauwerkstatt, Dampfturbienenanlage, Härterei, Werkzeugschmiede, Zwischenlager, Mechanische Werkstatt, Werkzeugausgabe, Werkzeugmacherei und Toiletten.

Im Obergeschoss war geplant:

Akkulagerräume, Rohrbau, Klempnerei, Materiallager, Büros, Holzlager, Werkzeugausgabe, Elektrowerkstatt, Lohn Büro, Tischlerei, Schlosserei, Blechwerkstatt und eine Anlage zur Produktion von Sauerstoff und Azetylen. Azetylen ist ein Gas, dass zusammen mit Sauerstoff heute im Schiffbau zum Brennschneiden von Stahl verwendet wird.

Im Dachgeschoss war geplant:

Schiffbaudirektion, Technikdirektion, Betriebsleitung, Technische Büros, Schreibräume, Kalkulation, Arbeitsvorbereitung, Sitzungszimmer, Flug Kontrollraum (FLUKO), Fernschreibzentrale, Fernsprechanlage, Kaufmännische Direktion, Kaufmännisches Büro, Buchungsraum, Archiv, Akkuraum, Toiletten, Magazinverwaltung, Versandraum, Schrauben- und Rohregale.

Außerdem wollte die Marinebaudirektion an der Südwand des Bunkers eine zusätzlich verbunkerte Sektionshalle errichten. Dort sollten die U-Boot-Sektionen über eine Einfahrt in einen kleinen Hafen von Binnenschiffen oder Schuten angeliefert werden. Im hinteren Teil dieser Halle sollten dann große Stückzahlen dieser Sektionen bevorratet werden. Konnten also die Werften und Stahlbaufirmen nicht liefern, hätten man über eine bestimmte Zeit auf die gelagerten Sektionen zurückgreifen können, um den Produktionsprozess nicht zu unterbrechen. Aber dieses weitere Bauvorhaben wurde bis Kriegsende nicht mehr realisiert, da man für den eigentlichen Bau schon riesige Mengen an Rohstoffen benötigte.

Die Wand- und Deckenstärken des Bunkers lagen während der Planung noch bei 4,5 m. Da aber die Alliierten immer größere und schwerere Bomben entwickelten, hatte die Marinebaudirektion und die Organisation Todt beschlossen, alle Wand- und Decken bis auf 2,5 m aufzustocken, sodass eine Gesamtstärke von rund 7 Meter wohl für das erste ausreichen sollte. Als die Planungen abgeschlossen waren, konnte der Bau des U-Boot-Bunkers beginnen.